Abi-Ausfahrt vom 1.-6. Juni 2001:

Hier mein ganz persönliches Tagebuch der fünf harten Tage am „lago di garda“:

Dienstag:
Ankunft, der Busfaaaaah-rer sperrt uns in seinem Bus ein (und das nach einer Überfahrt über den Brennerpass („den Schluchtenscheißern geb ich nix!“)) und versucht rückwärts einzuparken. Beginn der Probleme mit den tollen Platzkarten und denn Einlassschranken. Erste Erkundung des Platzes und der Umgebung führen zu dem Ergebnis, dass alles dicht hat (nein, es heißt wirklich dicht HAT und nicht dicht IST). Erste Feststellung: auch in Italien ist der 1. Mai ein Feiertag. Zum Glück hat der campingplatzeigene Supermarkt offen. Eine Flasche Vodka 9900 Lire. Ein guter Preis! Abends bin ich am See, verknackse mit zu allem Überfluss meinen Fuß und spiele später den Alleinunterhalter für die „linken Säue“

Mittwoch:
Wir sind auf Großeinkauf im großen Supermarkt in der Nähe des Campingplatzes. Wie viel „Nahrungsmittel“ man doch in 12 Plastiktüten und 3 Rucksäcke bekommen kann. Erstaunlich.
Abends wird bei Nora und Co. gequartert. Später sitzen wir bei geselliger Runde in Noras Bungalow beisammen. Danach dann gleich noch mal, diesmal davor („eins, zwo, drei, bums..., so ein Mist. Jetzt muss ich trinken...“). Den Abend beende ich vor Braunis Bungalow. Wie genau weiß ich auch nicht mehr...

Donnerstag:
Ich bin mit nach Venedig. Im Bus erst mal schlafen. Dann sind wir da. Der Touri-Führer liefert uns einem ein wenig draufgängerischen „Kapitän“ aus. Wir haben alle überlebt, insofern...
Venedig ist toll, nur nicht, wenn man Dominik hinterherläuft, denn dann kommt man am falschen Ende des Canale grande heraus. Macht aber nix, immerhin haben wir Venedig so auch mal ohne Touristen kennen gelernt. Und beim McDonald’s waren wir auch. Aber den muss man erst mal finden („immer rechts...“). Wir sind wieder alle fast pünktlich zurück. Natürlich kommen wieder die zu spät, von denen man es am wenigsten erwartet hätte. Ich könnte meine Enttäuschung nur schwer verbergen.
Abends wird’s lustig, denn der Busfahrer sitzt dicht vor Fabis Bungalow und erzählt uns, dass die Klimaanlage auf 100 km mindestens 50 PS schluckt, die dann am Berg fehlen. Deshalb darf man sich dann auch nicht wundern, wenn’s dann mal warm hinten wird, denn dann hat Jörg die Klimaanlage ausgestellt. So ist das! Nähere Infos gibt’s bei Thomas B., der kennt sich da jetzt aus. Dann stößt noch der Engländer dazu, als Jörg ins Bett ist um seine Hefte auszupacken. Der Engländer hat solche Hefte gar nicht nötig, denn er hat ja immer genug kleine Jungs an der Hand. Manchen gefällt das sogar, nicht aber dem armen Schmalz, der nach seinem Flirt mit Tim dann eben doch merkt, dass er die ganze Sache vielleicht ernster nimmt... So hüpfen die beiden dann über die Veranda und stecken sich die Zungen in den Hals. Naja. Schmalz ist hinterher ganz besorgt um seinen Ruf und kommt zu mir „Ist ja klar, dass das in die Abi-Zeitung kommt (womit er Recht hat). Aber das soll nicht so aussehen, als hätte ich das gewollt, okay?“ Okay. Schmalz ist nicht schwul, und er hat das auch nicht gewollt. Klar? Er ist da nur hineingeschlittert. Nein, er wollte das echt nicht und fand’s absolut widerlich. Echt eklig und abstoßend fand er’s. Das musste noch gesagt werden. Nicht das alle denken, der Schmalz hätte den Engländer angemacht. Hat er nämlich nicht.
So, das wäre hinreichend geklärt. Dann versucht Max, der so schön gegrinst hat (leider habe ich kein Foto gedruckt, weil er mit gedroht hat. Er will mich schlagen. Aber der Max ist so ein friedliebender Mensch, der schlägt mich nicht. Außerdem ist die Presse frei. Aber egal. Ich weiß nämlich nicht, ob ich ein Foto gedruckt haben werde, weil der Text schon längst fertig ist, wenn ich ans Layout gehe. Soviel erst mal zum redaktionsinternen Ablauf); also: Max versucht eine Laterne auszureißen, was ich noch heute sehr lustig finde. Leider verliert er das Gleichgewicht und hagelt in die Tanne hinter ihm rein. Keine Angst, nix passiert. Der Tanne geht’s gut. Max sowieso. Und später wettet der Engländer, noch völlig in Ekstase durch die Exzesse mit Schmalz, er würde gegen Fabian im Tennis gewinnen. 10 Flaschen Vodka scheinen ihm dennoch etwas viel. Mensch, der verdient auch nicht so viel. Immerhin ist er Engländer. Und pädophil dazu. Da bekommt man keine guten Jobs am Gardasee, v.a. wenn man kein Italienisch kann. Auf jeden Fall fällt ihm dann am morgen ein, dass er ganz arg Kopfweh hat und nicht spielen kann. So kann’s gehen...
Was mir an diesem Abend viel mehr Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass Bone, sehr aufgebracht durch das Tête-à-tête des Engländers und Schmalz, sich an ihm rächen will um Schmalzis Ehre zu verteidigen. Immerhin hat er ja die Zunge in ihn reingesteckt. Das heißt „muerte“. Ich gebe Bone dann irgendwann meine Maglite, er will ihn ja bloß einschüchtern. Aber dann tausche ich sie wieder gegen eine halbe Flasche Vodka ein. Das Leben des Engländers war mir dann doch mehr wert als die 5 DM für den Vodka. Wobei man ja am Abend auf dem Schwarzmarkt mit Vodka horrende Preise erzielen kann. Der Abend endet dann damit, dass ich, weil meiner Flasche Vodka beraubt, ziellos zwischen Steg und Bungalow herumwandere, bis ich mir eine neue Flasche organisiert hatte. Es wurde echt noch sehr lusig.
Freitag:
Als ich aufstehe, fühle ich mich bestens. Nein, ehrlich! Ein paar Irre sind nach Sirmione, die Trottel... wer steht denn freiwillig so früh auf! Naja, eben masochistisch veranlagt. Der Freitag, so stellte sich heraus, würde auch ganz nett werden. Das konnte man jedoch noch nicht ahnen, wenn man die Ereignisse des Vormittages betrachtet. Manche fühlten sich zwar schon da prächtig und frühstückten erst mal eine Dose Bier, denn sieben Bier sind bekanntlich auch ein Schnitzel. Wir, die wir uns lieber auf Brot mit irgendwas drauf beschränkten, begannen uns ab kurz vor vier (nachmittags selbstverständlich) langsam Sorgen um unsere Ration für den Abend machen, denn der Markt würde aller Wahrscheinlichkeit nach keinen Vodka mehr haben (die letzte Flasche hatte am Tag zuvor jemand gekauft), also blieb uns nur ein langer, beschwerlicher Marsch zum Supermarkt vom Mittwoch. Glücklicherweise fand sich „jemand“, der sowieso zehn Flaschen Vodka kaufen wollte. Da ließen wir uns dann auch gleich beliefern. Nach der „Anlieferung“ mussten wir unsere Mägen auf den Artik-Vodka umstellen, was umsichtig und mit großer Sorgfalt getan werden musste, wollte man nicht Abstoßungsreaktionen des Körpers verursachen. Also begannen wir umgehend mit schwachen Dosen die Eingewöhnung, während wir Skat spielten. Das Spiel wurde immer lustiger, und so gegen halb acht sind wir Pizza essen gegangen und machten dort die tolle Feststellung, dass man sich u.U Ärger einfangen könnte, sollte man Peter in London bei seinem Nick rufen... „Bitch!“. Nun gut. Wir waren während des Essens weiterhin sehr lustig und gingen dann auch heim, nachdem man sich noch Zigarillos gekauft hatte. Jetzt konnte der Abend beginnen.
Wir schlenderten vom Steg zum Bungalow und zurück, rastlos, ließen uns mal hier, mal dort nieder und blieben irgendwann vor unserem Bungalow kleben. Es wurde eine sehr gesellige Runde, es wurde getanzt und gelacht und irgendwann gingen dann ein paar wenige Leute baden. Und dann noch mal, diesmal aber richtig. Und nachdem man warm geduscht hatte, denn der See war echt kalt, und sich von innen her gewärmt hatte („Des wärmschte Jäckle isch’s Cognäcle“ (zu deutsch: Das wärmste Jäckchen ist das Cognacchen“)), konnte der Spaß weitergehen. Dann gab es da Leute, denen war entweder die Pizza nicht bekommen, oder aber sie waren allergisch auf den Artik-Vodka. Der Abend klang dann noch lustig aus. Fruchti stolz: „Hey, ich hab den Roman beim Kotzen aufgenommen“

Samstag:
Es stand Mailand auf dem Programm. Ursprünglich standen Mailand und Verona zur Auswahl, und Klüti beauftrage mich mit der Entscheidungsfindung mittels Umfrage. Da reißt man einmal das Maul zu weit auf und dann so was. Egal. Ich habe meine Aufgabe zu seiner Zufriedenheit erfüllt und bekam dafür ein Bonbon, allerdings hatte ich das schon am Donnerstag quasi als Vorauszahlung bekommen, deshalb war es durch das Baden sehr in Mitleidenschaft gezogen worden und schmeckte nicht mehr wirklich gut. Nun fuhren wir nach Mailand. Schlafen wäre nett gewesen, ging aber irgendwie nicht. Ich war richtig wach. Mailand ist auch nett, wenn der Busfahrer nur den Abholtermin eingehalten hätte. Dazu jedoch später. Auf diesem Ausflug lernten wir, dass es in Italien für alles eine extra Polizei gibt. Die “Guardia di Finanza”, die “Polizia Municipale” (die sind für das Räumen der Treppen vor dem Mailänder Dom zuständig), die „Carabinieri“, die normale „Polizia“. Dann trafen wir lustige Hare Krishnas, die trommelnd und singend durchdie Stadt tanzten.
Irgendwann wollten wir dann zum Bus. Schön und gut, der Busfahrer wollte auch zu uns, konnte aber angeblich nicht. Das haben wir aber erst später erfahren, nachdem etliche Telefonate quer durch Europa gegangen waren. Also kamen wir schließlich irgendwann zum Bus. Dazu mussten wir mindestens hundert Kilometer durch Mailand latschen. Wenigstens haben wir jetzt die Stadt gesehen. Festzuhalten bleibt: hier gibt es den besten BigMac auf der ganzen Welt. Ehrlich.
Dann auf der Heimfahrt wollten wir noch Alkohol kaufen, denn wir hatten ja nix mehr. Also hielten wir an einer Tankstelle, und nun brach die große Panik aus... „uahh, kein Vodka da!“, „mit was trinkt man den Martini? Mit Cola?“... Schließlich entschieden sich fast alle für den billigsten Wein, den es gab, und man fuhr heim. Daheim angekommen mussten wir erst mal die gewaltigen Eindrücke der Mailänder Innenstadt und der netten Atmosphäre noch mal verarbeiten, und wie kann man so etwas besser tun als bei einem Gläschen Wein. Und aus einem Gläschen wurden zwei, dann drei und dann haben wir aus der Flasche getrunken. Auch dieser Abend wurde noch sehr lustig, v.a. als Nico und Konsorten anfingen, die Einzelteile der Stühle quer über den Campingplatz zu verteilen oder ganz einfach die Stühle auf Bungalowdächer zu werfen. Das machte uns dann auch eigentlich eher weniger aus, da wir mit anderen Dingen beschäftigt waren.
Von diesem Abend bleibt mir noch das lustige Erlebnis, als Bone und Nico auf dem Tisch vor unserem Bungalow versuchten, Ketchup auf ihre Chips zu bringen. Dazu rissen sie ihre Chipstüte auf, verteilten deren Inhalt gleichmäßig auf unserem Tisch und nahmen die Ketchupflasche und schütteten sie drüber.
Dummerweise hatten sie sich im Bungalow geirrt, denn eigentlich war diese Aktion auf dem Tisch des Busfahrers geplant.

Wir sind somit dem Ruf unseres Jahrgangs auch in Italien gerecht geworden, werden jetzt die Kritiker wieder meinen, jedoch haben wir unsere gesamte Kaution wiederbekommen!
Bleibt noch zu sagen: Hat viel Spaß gemacht, hiermit nochmal ein „Danke!“ an Kluiti, der das alles organisiert hat.

 

   
   
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