Die Rede, die Edgar am Abiball hielt:

Als der Abiball-AK mich gefragt hat, ob ich ein paar Worte zum Anlass unserer heutigen Feier sagen kann, war das natürlich eine große Ehre, aber mir war auch bald klar, dass es nicht einfach sein würde, die Meinung eines jeden abzudecken. Gestern jedoch, als wir hier mit ein paar Leuten nachts vor der Halle saßen, wurde uns allen klar, dass es etwas an diesem Ereignis gibt, was uns alle ziemlich berührt.
Mit dem Abitur war das so eine Sache, es ist ein bisschen vergleichbar mit einem Tausendmeterlauf, wenn man das so gut drauf hat, wie ich zum Beispiel. Man rennt und rennt, man denkt, man kriegt bald keine Luft mehr, und dann, wenn man spürt, dass es sich nur noch um Sekunden handeln kann, bis man vollends kollabiert, macht einen ein freundlicher Sportlehrer darauf aufmerksam, dass man schon eine Runde zu viel hat. Man konzentriert sich so stark auf's Ziel, dass man vor lauter Anstrengung nicht merkt, dass es vorbei ist. Und das ist ein Gefühl, das beim Abitur wohl alle hatten. Alles geht auf einmal abrupt zu Ende, man fällt dann in so eine Art Loch, versteht aber gleichzeitig nicht wirklich, was jetzt passiert ist.
Und dann kommt irgendwann so ein Erlebnis, wie es gestern, die meisten zumindest am Ende von unserem Abischerz hatten, als der Abifil gezeigt wurde, den Sie im übrigen nachher auch noch sehen werden; kurz vor dem Abspann sieht man uns da also, wie wir Hand in Hand im Kreis stehen und die Kamera schwenkt langsam herum... und dann hatte man da soe inen seltsamen Kloß im Hals...
Ich glaube, das war der Moment, indem einem wie vor einem Spiegel klar wurde, was eigentlich passiert war, und man wundert sich, warum man so berührt ist, weil ja eigentlich nicht alles immer schön war. Aber dann wird einem klar, dass wir einen Großteil unserer Zeit in den letzten neun Jahren in diesem weißen Kasten zusammen verbracht haben, und ob man will oder nicht, ob man ehrlich genug ist, es sich einzugestehen oder nicht, s etwas schweißt sehr stark zusammen, und ich denke, das ist das Beste, was wir aus diesem eigentlich ja rein informellen Initiationsritus mitgenommen haben, oder mitnehmen können.
Viele von uns bleiben zunächst hier, leisten ihren Zivildienst in unserer näheren Umgebung, andere fangen ihr Studium bereits diesen Herbst an, was sie zum Teil von Berlin bis Stuttgart durch Deutschland zerstreuen wird. Wieder andere gehen ein soziales Jahr an oder Au Pair, wobei die Distanzen dabei von München bis Washington D.C. reichen.
Angesichts der Tatsache, dass viele noch nicht hundertprozentig über ihre Zukunft Bescheid wissen, ist es unsicher, was aus unseren heutigen Kontakten wird. Ich wünsche uns allen deshalb neben Erfolg und der eigenen Erfüllung vor allem, dass wir jenes Gefühl, von dem ich vorhin gesprochen habe, nicht verlieren, und uns an diesen gemeinsamen Abend lange erinnern.
Danke für's Zuhören!